Kleinere und größere Begebenheiten aus der Schulchronik und aus der Neuzeit
Nachdem Anfang November 1915 der Schulbetrieb aufgenommen wurde, hatte das Schulhaus nicht nur wegen seiner Lage in 415 m über NN manch stürmische Zeiten zu überstehen. Nachfolgend ein paar Begebenheiten aus der von Hauptlehrer Gustav Schöneborn geführten Schulchronik:
„Zweimal in den 100 Jahren war das Schulhaus von Soldaten besetzt. Nach Ende des I. Weltkrieges (Anfang Aug. 1914 bis 11. Nov. 1918) zogen die deutschen Soldaten über den Rhein zurück. Ab Ende Nov. belegte ein Flakzug einen Raum unserer Schule. Der Schulhof stand mehrere Wochen voller Wagen und anderer Geräte.
Während des II. Weltkrieges (01. Sept. 1939 bis 07./08 Mai 1945) war das Schulhaus abermals durch deutsche Truppen belegt. Von Nov. 1939 bis Anfang Mai 1940 war das Oberbergische Aufmarschgebiet für den geplanten Feldzug gegen Frankreich. Neben den Einquartierungen in den Wohnhäusern des Dorfes war im April 1940 auch ein Schulsaal in Beschlag genommen. Während dieser Wochen musste der Schulbetrieb zwangsläufig ruhen. Auch der ab Frühjahr 1942 zunehmende Luftkrieg ließ die Schule nicht unberührt. In der Nacht vom 09. auf den 10. Juli fiel bei einem Fliegerangriff eine Sprengbombe knapp 100 m vom Schulhaus entfernt. Glücklicherweise verursachte sie weder Menschenverluste noch größeren Sachschaden. Am Schulhaus wurden einige Schiefer zerschlagen und im Nachbarhause L’hoest gingen einige Fensterscheiben zu Bruch.
Im Schuljahr 1943/44 wurde der Luftkrieg immer bedrohlicher. Bei Fliegeralarm musste der Unterricht immer häufiger unterbrochen werden. So wurde im Frühjahr 1944 mit dem Bau eines
Deckungsgrabens für Schüler und Dorfbewohner zum Schutz bei Luftangriffen begonnen. Auch die Schüler mussten zu Hacke und Schaufel greifen. Dadurch wurde der zum Schulgrundstück ge- hörende Obsthof erheblich verschandelt. Wenige Monate vor Kriegsende, ab 11. August 1944, mussten beide Schulsäle kriegsbedingt für die Unterbringung eines Industriebüros und für ein Krankenhaus geräumt werden.“
Soweit die Ausführungen in der Schulchronik zum Kriegsgeschehen. In den Jahren davor und danach sollen nunmehr die Dinge des täglichen Lebens angesprochen werden. An mehreren Stellen der Chronik kommt der Hauptlehrer auf die schlechte Isolierung des Schulgebäudes zu sprechen, das er als „Kriegskind“ bezeichnet.
„Doch zunächst soll von Erneuerungen und Verbesserungen am Schulgebäude die Rede sein. Mitten in Zeiten größter wirtschaftlicher Not nach Ende des I. Weltkrieges erhielt das Schulhaus nach den Osterferien 1920 zur Nordostseite hin einen seit langer Zeit geplanten Vorbau. Im Herbst 1921 folgte eine Erneuerung des Außenanstrichs. Gegen Ausgang des Winters 1926 bekam das Schulgebäude auch die lange entbehrte Blitzschutzanlage. 1934 kam es zur ersten größeren Reparatur am Schulhaus. An der Westseite waren die Balken unter den Fenstern des Obergeschosses verfault. Es wurden neue Fenster eingebaut und die Fachwerkwände durch massives Mauerwerk ersetzt.
1938 ließ die Gemeinde als Abschluss des Schulhofes zur Strae hin eine Buchenhecke pflanzen, im Sommer 1939 kam noch ein Holzzaun dazu.“
Mangelnde Wärme im Schulgebäude trotz Beheizung
Schuljahr 1920/21: „Im Gegensatz zum vorigen Jahr fiel der erste Schnee erst am 05. Dezember. Auf ihn folgte eine längere und überaus stürmische Regenperiode. Solche Zeiten sind so recht der eigentliche Schrecken der Schuleingesessenen (Anm.: Der Hauptlehrer wohnte mit seiner Familie im ersten Obergeschoß des Schulgebäudes). Denn das Schulhaus mit seinen Mängeln ist dann nicht in der Lage, seinen Bewohnern den ihm gebührenden Schutz angedeihen zu lassen. Man hat sich eben in der Wahl des Bauplatzes geirrt, eine Erkenntnis, die jetzt allen leuchtet“, soweit die Meinung des Hauptlehrers.
Schuljahr 1928/29: Der Winter 1929 war über einige Wochen einer der zwei bis drei „Eiswinter“ im vorigen Jahrhundert. Hierzu schreibt der Hauptlehrer:
„Der Monat Januar 1929 wartete sodann mit übergroßer Kälte auf, eine Periode, die in der Höhe der erzielten Kältegrade und ihrer Dauer alles seit Menschengedenken übertraf. Diese Frostzeit hielt rund 6 bis 8 Wochen an, Temperaturen von minus 20 bis 28 Grad waren hier vor Ort nichts Seltenes. Bei der leichten Bauart des Schulhauses hatten naturgemäß auch die Bewohner des Schulhauses darunter stark zu leiden. An manchen Tagen wehte scharfer Ostwind, so dass die Klasse nach der Südostseite nicht warm zu bringen war. Die Wasserleitung war wie fast in allen Häusern des Dorfes nur für Stunden, ja für Bruchteile derselben offen. Die Regierung in Köln trug den besonderen Witte-
rungsverhältnissen insofern Rechnung, als auch für die Zeit nach dem 15. Februar der Unterrichts-anfang auf halb 9 Uhr für die Dauer der Kälte festgesetzt wurde. Dass wir einen selten strengen Winter erlebt haben, beweist am besten die eine Tatsache, dass erst um die Mitte des April bis 20. des Monats hier sich alle Dorfbewohnter wieder der Wohltat rühmen konnten, Wasser im Hause zu haben.“
Schuljahr 1953/54:„Der Monat Januar 1954 wartete 14 Tage mit strengem Frost auf (Temperaturen von minus 15 bis 20 Grad). Die Bewohner des Schulhauses hatten darunter wie auch in früheren Jahren besonders zu leiden.“ Damit wollen wir die Ausführungen über die „Leichtbauweise“ des Schulhauses von 1914/15 abschließen.
Bei seiner Verabschiedung am 10. April 1954 nach 35-jähriger Dienstzeit an der Evgl. Volksschule Müllenbach äußerte Hauptlehrer Gustav Schöneborn u. a. den Wunsch, dass „für die Schulgemeinde Müllenbach endlich eine schöne und moderne Schule gebaut werde. Dabei hatte er wahrscheinlich den Schulneubau in Kotthausen (1950) und die Baupläne in Marienheide im Sinn.
Im politischen Raum wurden 1955 Neubaupläne für die Schule Müllenbach diskutiert. Doch der Gemeinderat beschloss eine Generalinstandsetzung für die Schule, die den Einbau einer
Zentralheizung, den Bau einer modernen Toilettenanlage in Verbindung mit einer Pausenhalle sowie die Renovierung der Klassenräume umfasste. Während der Bauzeit musste in angemieteten Räumen im Dorf unterrichtet werden. 1957 konnte der Schulbetrieb in dem erneuerten Schulgebäude aufgenommen werden.
1960 wurde der Schulhof mit einer Teerdecke und an der Seite mit Grünstreifen versehen. Im November 1960 beschloss der Rat der Gemeinde einen An- und Ausbau der Schule für einen fünften Klassenraum. Die Schülerzahl war auf 176 gestiegen und der bisherige Schichtunterricht konnte dadurch entfallen. Ferner wurde für die Einrichtung eines Lehrerzimmers, einer Bücherei, einer Schulküche und eines Werkraumes Raum geschaffen. Auch der Schulleiter erhielt ein eigenes Büro. Das „neue“ Schulgebäude konnte ab dem Schuljahr 1963/64 in Betrieb genommen werden.
1993/94 fand eine weitere, größere bauliche Veränderung statt. Fünf neue Klassenräume kamen hinzu. Auch die Pausenhalle und die Toilettenanlage mussten erneuert werden.
W. Gaudich
Im Jahr 2008 wurde der Anbau für die Offene Ganztagsschule fertiggestellt. Die Baumaßnahme war nicht unumstritten.
Nach dem Anbau für die Offene Ganztagsschule im Schuljahr 2008/09 gab es keine weiteren Baumaßnahmen. Allerdings mussten innerhalb der Schulgebäude einige Änderungen und
Umzüge vorgenommen werden: Durch den starken Anstieg des Bedarfs an Ganztagsplätzen musste die OGS zunächst auf zwei, zum Schuljahr 2015/16 sogar auf drei Gruppen erweitert werden. Die Schule stellte zwei bisherige Klassenräume als Gruppenräume für die OGS zur Verfügung. Dadurch mussten Küche und Musikraum wieder zusammengelegt werden, die Möglichkeit zur Verwandlung der über der Pausenhalle gelegenen Räume in einen Mehrzweckraum ist nicht mehr gegeben, der bisherige Büchereiraum wurde zum Klassenraum, und die Bücherei zog in einen kleineren Nebenraum. Auch im Verwaltungsbereich erfolgte ein Umzug: Lehrerzimmer und Sekretariat tauschten die Räume.
2012 – Das Ende für die GGS Müllenbach?
Im Jahr 2012 war der Schulstandort Müllenbach gefährdet. Die finanzielle Lage der Gemeinde Marienheide zwang diese zu Sparmaßnahmen, bei deren Planung auch der Fortbestand der GGS Müllenbach diskutiert wurde. Nach einigen unruhigen Monaten stand dann aber fest: Die GGS Müllenbach existiert auch weiterhin!
Im Jahr 2015 hat die Verwaltung der Gemeinde Marienheide beschlossen, dass die GGS Müllenbach bei entsprechenden Anmeldezahlen bis zum Jahr 2021 zwei Eingangsklassen bilden wird.