100 Jahre Schulhaus Müllenbach (1915 bis 2015) – Die Baugeschichte (1913 bis 1915)
1910, 19. Aug. Ausgangspunkt für den Schulneubau war die Absicht der Entscheidungsträger, am alten Schulgebäude in der heutigen Graf-Albert-Str. 47, einen erforderlich werdenden dritten Klassenraum anzubauen. Eine hochrangige Kommission, bestehend aus dem Landrat, dem Kreisbaumeister, dem Bürgermeister und dem Ortsschul-Inspektor, besichtigte am 11. August 1910 das alte Schulgebäude. Gegen die Anbaupläne legte der Ortsschul-Inspektor, Pfarrer Paul-Adolf Rudat (vom 22.12.1889 bis 3.11.1929 Pfarrer der Evgl. Kirchengemeinde Müllenbach) scharfen Widerspruch ein. Auch später im Gemeinderat regte sich erheblicher Widerstand.
Nach einer weiteren Besichtigung durch Vertreter der Königlichen Regierung zu Köln einige Wochen später und einiger Mitglieder des Gemeinderates setzte sich die Erkenntnis durch, dass ein Umbau der alten Schule bei dem schlechten Bauzustand ein zweckloser Aufwand und ein Neubau wirtschaftlicher wäre. Weil vor 1913 keine Zuschüsse für das Bauvorhaben zur Verfügung standen, musste der Neubau bis dahin verschoben werden. Die erforderliche dritte Klasse wurde vorläufig im gegenüberliegenden Neubau des Schreinermeisters Kölsche untergebracht.
„Nach langen Verzögerungen, die besonders durch das unbegreiflich, kurzsichtige und egoistische Verhalten der Müllenbacher Wasserleitungs-Genossenschaft entstanden, die da glaubte, bei dieser Gelegenheit ein besonderes Geschäft machen zu können, um demgegenüber jegliches Entgegenkommen gegen den Neubau der eigenen Schule vergaß, wurde dem Bauunternehmer Bremer aus Gummersbach die Gesamtausführung des Neubaus übertragen“, schrieb der Hauptlehrer in der Schulchronik.
1912, 07. Nov. Der Bürgermeister gab der Gemeindevertretung bekannt, dass gemäß einer Verfügung der Königlichen Regierung für den Schulneubau für 1913 eine angemessene
Staatsbeihilfe in Aussicht genommen ist (der Zuschuss wurde dann im Frühjahr 1913 auch bewilligt). Das Hochbauamt in Siegburg war mit der Aufstellung eines Vorentwurfes beauftragt.
1913, 20. Jan. Die Gemeindevertretung nahm Kenntnis vom Vorentwurf für ein neues dreiklassiges Schulgebäude. Wie schon die Baukommission und Schuldeputation sprach sie sich
gegen eine Ausführung des Schulneubaues nach den vorliegenden Plänen aus.
1913, 04. u. 18.Aug. Die Gemeindevertretung beschloss, für den Schulneubau von den Grundstücken des Küsters Ernst Schorre (10 Viertelscheid) und des Briefträgers Emil Haarhaus
(12 Viertelscheid) zum Preise von 10 Mark für die Rute käuflich zu erwerben. Nachdem sich die Regierung mit der Wahl des Grundstücks einverstanden erklärt hatte, konnte mit der Vergabe der Arbeiten begonnen werden.
„Die neue Schule erhält ihren Platz auf lichter Höhe zwischen den Wegen nach Holzwipper und Dannenberg. Sie enthält in zwei Stockwerken vier Klassen, von denen eine einstweilen als
Wohnung für einen unverheirateten Lehrer ausgebaut wird. Der rechte Flügel erhält zwei schöne Dienstwohnungen. Das ganze Gebäude soll im neubergischen Stil, das Kellergeschoss Bruchstein, das Erdgeschoss freundlich heller Verputz, der erste Stock Fachwerk mit Schiefer, ausgeführt werden und wird nach seinen weißen Fenstern und grünen Läden auf freier Höhe allerortensichtbar, eine Zierde des Dorfes werden. Die jetzige Lehrerwohnung in der alten Schule stammt noch aus dem Jahre 1796.“
Die vorstehende Beschreibung des Bauvorhabens ist der Gummersbacher Zeitung von Montag, 18. Aug. 1913 entnommen.
1914, im April Wenige Tage vor Ostern wurde der erste Spatenstich getan und in den Osterferien der Grundstein gelegt.
1915, 2. Halbjahr „Unter recht ungünstigen Verhältnissen war nun auch der Schulneubau endlich fertig geworden“, vermerkt die Schulchronik. „Dass er ein „Kriegskind“ ist, beweisen mancherlei Mängel, die heute schon zu Tage traten“, schrieb der Hauptlehrer im Jahre 1919. In den am 18. Sept. 1915 beginnenden Herbstferien, die wegen der Kartoffelernte um acht Tage
verlängert worden waren, bezog Lehrer Brach mit Familie die neue Wohnung. Der Unterricht musste aber wegen Ausbleibens der Bänke, die eine Irrfahrt nach Marienberghausen angetreten
hatten, nach den Ferien noch wieder in der halb ausgeräumten alten Schule aufgenommen werden.
1915, 01. Nov. Über die Weihefeier der neuen Schule wurde in der Gummersbacher Zeitung vom 06. Nov. ausführlich berichtet